E-MTB Fully vs. Hardtail im Test

Der direkte Vergleich zwischen einem E-MTB Fully und einem Hardtail stellt für viele Biker eine entscheidende Frage bei der Wahl des Traumrads dar. In diesem ausgiebigen Testbericht beleuchten wir sämtliche Aspekte, von der Federung über die Kontrolle bis hin zur Reichweite des Akkusystems. Dabei kommen erfahrene Testfahrer zum Einsatz, und es werden praxisnahe Geländeabschnitte durchfahren, um eine fundierte Entscheidungshilfe zu bieten.

Grundlegende Unterschiede von Fully und Hardtail

Ein Fully zeichnet sich durch eine vollaktive Hinterradfederung aus, die Stöße und Unebenheiten effektiv absorbiert. Das Hardtail hingegen verfügt nur über eine gefederte Frontgabel und setzt auf eine steifere Hinterbaukonstruktion. Die Konsequenz: Mehr Effizienz bergauf, dafür geringerer Komfort bergab.

  • Federweg: Fully meist 140–180 mm, Hardtail 100–120 mm.
  • Gewicht: Hardtail im Durchschnitt 1,5–2 kg leichter.
  • Wartungsaufwand: Fully erfordert mehr Pflege an Dämpfer und Umlenkung.

Testkriterien und Methodik

Unser Test gliedert sich in mehrere Phasen und setzt klare Kriterien: Fahrkomfort, Traktion, Beschleunigung, Handling, Reichweite und Wartungsaufwand. Jede Disziplin wird mehrmals wiederholt, um statistisch belastbare Daten zu erhalten.

Streckenprofil und Gelände

  • Flowtrail mit Wurzelpassagen und Steinsektionen
  • Singletrail mit engen Spitzkehren und steilen Rampen
  • Forstweg-Etappen für Dauertests der E-Effizienz

Testpersonen

Vier Fahrer zwischen 65 und 85 kg, alle mit mehrjähriger MTB-Erfahrung und unterschiedlichem Fahrstil, liefern ein breites Spektrum an Feedback.

Fahrperformance im Gelände

Im rauen Trailbetrieb spielt die Kontrolle eine Schlüsselrolle. Das Fully vermittelt im Rückwärtsgang deutlich mehr Sicherheit, da Stöße abgefedert werden. Das Hardtail dagegen bietet ein direkteres Feedback vom Untergrund, was versierte Fahrer als präziser empfinden.

Uphill-Passagen

Am Berg hat das Hardtail dank geringerer Federungsdämpfung und leichterem Rahmen einen spürbaren Vorteil: Der Pedalabstützpunkt ist direkter, was die Kletterleistung optimiert. Das Fully verliert minimal an Effizienz, gleicht das aber mit besserer Traktion auf rutschigem Untergrund aus.

Downhill-Abfahrten

Hier glänzt das Fully: Milchstraßen-artige Waldböden, steile Felsüberhänge und enge Spitzkehren werden souverän abgespult. Das Hardtail verlangt höchste Konzentration und aktives Fahrkönnen, um nicht durch harte Schläge aus der Bahn geworfen zu werden.

Komfort und Handling

Für viele Einsteiger oder Genussbiker ist der Komfort ein entscheidendes Entscheidungskriterium. Das Fully entlastet Rücken und Gelenke signifikant. Auf langen Touren spürt man deutlich weniger Vibrationen. Das Hardtail punktet hingegen mit direkter Lenkansprache und lebendigem Fahrgefühl, erfordert aber eine aktivere Körperhaltung.

  • Lenkpräzision: Hardtail leicht vorn.
  • Stabilität: Fully in schnellen Passagen.
  • Vibrationen: Hardtail überträgt mehr Schläge.

Antriebseinheit und Akkuleistung

Moderne E-MTB Motoren liefern zwischen 60 und 85 Nm Drehmoment. In unseren Tests variieren die Reichweiten je nach Fahrprofil und Unterstützungsstufe:

  • Modus Eco: bis zu 120 km auf Forstwegen
  • Modus Trail: 60–80 km gemischtes Gelände
  • Modus Boost: 40–50 km bei kräftigem Geländeeinsatz

Das Fully wirkt durch den zusätzlichen Widerstand der Hinterbaudämpfung minimal fordernder für den Akku, während das Hardtail ein paar Prozent mehr Reichweite herausholt. Ein zweiter Akku oder eine Schnellladestation im Rucksack ist gerade bei langen Touren empfehlenswert.

Wartung und Langzeittest

Ein entscheidender Faktor im Alltag ist der Wartungsaufwand. Hinterbaudämpfer und Umlenkhebel des Fully benötigen regelmäßige Inspektion, Dichtungswechsel und Schmierung. Das Hardtail beschränkt sich meist auf die Gabel, was Kosten und Zeit spart. Im Langzeittest nach 1.000 km:

  • Fully-Dämpfer: Serviceintervall ~200 km, Betriebstemperatur achten
  • Hardtail-Gabel: Serviceintervall ~400–500 km, Simpler Aufbau

Preis-Leistungs-Verhältnis

Ein High-End Fully beginnt bei rund 6.000 €, während ein solides Hardtail mit vergleichbarer Motor- und Akku-Ausstattung ab 4.000 € zu haben ist. Die Entscheidung hängt stark von den individuellen Prioritäten ab:

  • Wer Komfort und Spaß im technischen Downhill sucht, investiert im Fully.
  • Wer mehr Effizienz am Berg und geringeren Wartungsaufwand wünscht, greift zum Hardtail.