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Zum Inhalt: Von Saint-Jean-Pied-de-Port (Frankreich) nach Santiago des Compostela (Spanien) und weiter bis zum Kap Finisterre - dem früheren Ende der Welt (westlichster Zipfel Europas). 13 Etappen - 956 km - 14400 hm - Temp. zwischen 10°-38° ... weiterlesen Von Pilgern und Mountainbiker: ________________________ Für mich, der noch zur arbeitstätigen Bevölkerung zählt, ist es weder zeitlich noch finanziell machbar, zwei bis drei Monate Auszeit zu nehmen, um den Pilgerweg nach Santiago de Compostela zu gehen. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass man auf der Strecke überwiegen ältere Menschen oder Studierende antrifft. Welche Alternativen gibt es, zumal ich keine Lust habe, meine Fußabdrücke auf dem Weg zu hinterlassen. Mit einem Tourenrad kann man nur auf den Asphalt-Straßen fahren. Wer das macht, ist lebensmüde. Gut, dass es noch das Mountainbike gibt -- die einzige Alternative zum Gehen auf dem Jakobsweg. Mit guter Kondition und TransAlp-Erfahrung folgte ich 12 Tage den gelben Pfeilen und Muschelzeichen auf dem Original Pilgerweg von Saint-Jean-Pied-de-Port am Fuße der Pyrenäen bis nach Santiago. Nicht genug -- der 13. und lezte Tag der Tour brachte mich an´s Kap Finisterre, das frühere Ende der Welt, den westlichsten Zipfel Europas. Der Jakobsweg ist nicht nur attraktiv und interessant für Menschen, die aus kulturhistorischen oder religiösen Gründen die Pilgerschaft antreten. Auf den 13 Etappen warten nämlich sagenhafte Singeltrails darauf - „abgeritten" zu werden. Up-Hill mit knackigen 15% Steigung und Downhill über Felsbrocken, loses Gestein oder grobgepflasterte Pfade. Sehr gefährlich bei Regen. Insgesamt bin ich 3 mal abgestiegen, einmal unfreiwillig. Für Anfänger nicht zu empfehlen. Kulinarisch warten die autonomen Gemeinschaften von Navarra, Kastilien, La Rioja und Galicien mit einigen Überraschungen auf. Auch kalorienreiche! Doch das ist egal. Angesichts einer durchschnittlichen Tagesetappe von 70 km und 1100 hm plagt mich kein schlechtes Gewissen. Bezüglich Wetter und Temperaturen muss man sich als Biker auf alles gefasst machen. Die Temperaturen in den Morgenstunden können auch im Hochsommer immer noch empfindlich kühl sein. Regen ist kein seltener Begleiter des fahrenden Volkes, wenngleich die Niederschläge manchmal nur von kurzer Dauer sind. Nordspanien ist nicht umsonst so grün. Bei ca. 300 000 Weggefährten scheinen Nutzerkonflikte auf den ersten Blick unausweichlich. Die lassen sich allerdings leicht vermeiden, wenn die nach wie vor exotischen Mountainbiker sich daran halten, dass auf dem Jakobsweg Vortritt und nicht Vorfahrt gilt. Die Fahrradklingel habe ich abmontiert, das freundliche «ola, buen camino» zum Grundvokabular der Mountainbiker. Anders als im Alpenraum, wo sich Wanderer längst an die Präsenz von Mountainbikern gewöhnt haben und die gemeinsame Nutzung der Wege in der Regel problemlos funktioniert, trifft man auf dem Jakobsweg sehr viele Pilger, die die Wanderschuhe zum ersten Mal schnüren. Mit Mountainbikern rechnet auf dem Camino deshalb grundsätzlich niemand, weshalb man die Wanderer mit besonderer Vorsicht und Schrittgeschwindigkeit überholen sollte, um diese nicht unnötig aufzuschrecken. Pilger sind Frühaufsteher. Die Anzahl der Pilger nimmt um die Mittagszeit markant ab, am späteren Nachmittag sind auf dem Weg nur noch vereinzelt Pilger anzutreffen. Sie brechen meist gegen 6 Uhr morgens auf und gehen bis 13 Uhr. Ab 14 Uhr beginnt dann das Biker-Feeling. Fußpilger und Mountainbiker haben ein gemeinsames Ziel -- die Ankunft an der Kathedrale in Santiago de Compostela. Aber man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Das Erlebte ist nicht das Gleiche. Zwar bin ich teilweise auch an meine physische Grenze gekommen, aber eine meditative Phase hat sich zu keiner Zeit eingestellt. Wie auch, wenn man sich auf die Strecke konzentrieren muss. Schmerzen an den Füßen hab ich keine, höchstens mal der Oberschenkel, der zwickt, oder die Verspannung im Nacken vom kilometerlangen gebückt fahren mit Rucksack. Gespräche mit anderen Pilgern gibt es eigentlich nur beim Rasten oder am Abend bei Bier und Wein. Egal, ob aus sportlichen, religiösen, kulturellen oder allgemein irdischen Gründen nach Compstella gefahren wird: Die Faszination Jakobsweg bleibt. Du hast noch Fragen ??? Mail an der-schaefer@t-online.de , und ich antworte dir.